Michael Schumacher, wie wahrscheinlich jeder, wurde auch ich von dieser Welle erfasst. Mein Vater nahm uns 1996 mit an den Hungaroring und Michael stand dort sogar auf Pole, im Rennen lief es dann nicht so toll. Ähnlich wie heute bei Vettel, hatte man durch die Medien also RTL oder Zeitschriften wie Bravo Sport, Internet war damals noch so verbreitet, kaum eine Chance an ihm Vorbeizukommen. Ich war mit 11 oder 12 Jahren auch noch recht naiv und vergötterte ihn wirklich, sah bei Situationen wie den berühmten Kollisionen nicht den Hauch einer Schuld bei Schumacher.
Erst so ab 2001 änderte sich meine Sichtweise. Zum einen weil die extreme Berichterstattung mir auf die Nerven ging zum anderen weil ich an Schumacher Seiten entdeckte die mir einfach nicht gefallen haben, Vorfälle wie Teamorder oder das ganze Theater vor dem Start in Monza 2001 fand ich einfach albern.

Zeitgleich kam aber auch ein anderer in die Formel 1: Nick Heidfeld.
Seine Karriere beobachtete ich seit 1997, damals verfolgte ich die Formel 3 auf DSF, glaube ich zumindest, Heidfeld für Bertram Schäfer Racing in einem McLaren ähnlichem Design, weil er damals auch von Mercedes unterstützt wurde. McLaren war mir allerdings sehr unsympatisch weswegen ich eher seinem größten Konkurrenten Timo Scheider die Daumen drückte, ich weiß nicht genau warum, aber das Design seines Teams erinnerte eher an Benetton, was mir auch durch Schumachers Vergangenheit, sympathischer war.
Heidfeld konnte aber die Meisterschaft für sich entscheiden und wechselte in die Formel 3000, die Teamkollegen von Timo Scheider, Alex Müller und Dominik Schweiger ebenfalls, nur Timo Scheider nicht.
Müller und Schweiger versanken im F3000 Mittelfeld aber Heidfeld konnte ganz gut mithalten.
Wieder am Hungaroring 1998 besiegte Heidfeld im Formel 3000 Rennen einen gewissen Juan-Pablo Montoya und seit dem drückte ich ihm einfach die Daumen.
Nick ist mir ziemlich symphatisch, er ist nicht so eine Großschnauze wie andere, wirkt ziemlich Bodenständig und scheint mir ein cleverer Mensch zu sein.
Während seiner ganzen Formel 1 Zeit drückte ich ihm die Daumen und auch wenn es nie zum Sieg reichte bin ich stolz auf ihn. Ich denke er ist einer der normalsten Leute in diesem Zirkus gewesen ohne irgendwelche Macken, ohne Skandale ohne viel negatives.

Sebastian Vettel sah ich das erste Mal 2001 in einer Doku in der es um die Kerpener Kartbahn ging, man blickte darin auf die Anfänge von Michael und Ralf Schumacher und Nick Heidfeld zurück und zeigte dann auch was ein der Gegenwart auf der Kartbahn passiert.
Und dort fuhr eben ein zu kleiner blonder Junge namens Sebastian Vettel, mit Aussagen wie: "Ich will mal Formel 1 Weltmeister werden" dachte ich nur: ja klar, das wird wohl eher nichts ...
Unter anderem viel mir die Aussage "Auf der Rennstrecke sind wir ja Feinde" in Bezug auf das Verhältnis zu seinem Teamkollegen, auch auf.
Leider habe ich dieses Vorurteil "das es eh nichts wird" nicht so richtig los, seine Siegesserie in der Formel BMW beeindruckte mich nicht so sehr und in der Formel 3 dominierte er ja nicht so.
Erst 2006 als er bei BMW zum Einsatz kam, das Team hatte durch Heidfeld ohnehin meine Symphatie, begann ich langsam zu begreifen das er es doch weit schafft. Zudem kam und kommt er in den Medien einfach sehr locker und "kumpelhaft" rüber.
Beeindruckend fand ich 2010 als er in Hockenheim bei der Autogrammstunde ewig da war, die Mercedes Piloten waren schon 30 min weg und Vettel gab glaube fast jedem ein Autogramm und auf Nachfrage des Moderators sagte er: "wenn ich jetzt gehe und die Fans hier stehen lasse, habe ich ein schlechtes Gewissen".
Inzwischen geht mir aber manches bei ihm auch auf die Nerven, z.B. diese Gejammer das teilweise nicht gerechtfertigt ist und was von Helmut Marko auch noch unterstützt wird.

Jules Bianchi ist dann zur Zeit mein nächster Favorit in der Formel 3 verfolgte ich ihn kaum, bekam nur eine Kollision in Brands Hatch mit, nach der er sich hinsetzten musste und ich dachte "Weichei".
Dann kam ein GP2 Asia Rennen in Abu Dhabi bei dem er überholt hat ohne Ende, er fuhr für das ART-Team das mir auch durchaus sympathisch war. Es hat mir bei ihm immer imponiert das er Rennen fährt, er kämpft, auch wenn es um Platz 13 geht versucht er in der letzten Runde noch einen Platz gutzumachen, leider ging es oft schief aber so war mir es lieber als dieses langweilige Hinterherfahren das man von anderen sah.
Bemerkenswert finde ich bei ihm, wenn er Autogramme gibt oder Karten verteilt, schaut er den Leuten in die Augen, vielleicht liegt es daran das er noch recht neu ist, aber viele andere machen das völlig anteilslos.

Als ich 2002 unvoreingenommen von Familienmitgliedern oder Freunden mein erstes F1-Rennen verfolgte, entwickelte sich schnell eine Sympathie für Ralf Schumacher. Ganz einfach aus dem Grunde, da ich den ganzen Hype um seinen großen Bruder nie verstehen konnte und ich dessen Rekordweltmeisterschaften schlicht und einfach langweilig fand. Ich gönnte Ralle, der immer im Schatten Michaels stand, mehr den Erfolg und freute mich immer wie ein Schnitzel, wenn er ihn doch mal schlagen konnte.

Zugegebenermaßen lege ich als Deutscher auch immer besonderes Augenmerk auf neue deutsche Piloten, so dass mir Sebastian Vettels F1-Einstieg natürlich nicht entgehen konnte. Im Vergleich zu beispielsweise Nico Rosberg oder Adrian Sutil überzeugte mich Vettel aber von Anfang an mehr und auch seine jünglich lustige Art kam bei mir sehr gut an (das Alter spielte dabei sicher auch eine Rolle. Ich war damals ja selber gerade erst 13 und konnte mich mit jungen Fahrern daher besser identifizieren). Seit seinem Überraschungserfolg in Monza kann ich mich endgültig als Fan bezeichnen, der sich glücklich schätzt, dass es Seb wirklich an die Spitze der Königsklasse geschafft hat. Denn hochgelobt wird ja immer viel, aber lange nicht alle können diesen Erwartungen gerecht werden.
Ich kann mich noch erinnern, als Mario Theissen nach Vettels erstem Titel 2010 meinte, er würde nicht abheben. Ich will nicht sagen, dass er damit vollkommen richtig lag, denn einen gewissen Wesenswandel kann man über die Jahre hinweg nicht wegreden. Den nehme ich ihm aber nicht so übel, denn mit zunehmendem Erfolg ist das auch irgendwo normal. Kurzum: Es muss schon viel passieren, dass ich mein Vettel-Fandasein aufgebe.

Von Jahr zu Jahr immer mehr Freude bereitet mir auch Kimi Räikkönen. Der Typ ist einfach cool, in mancher Hinsicht kann man sich echt eine Scheibe von ihm abschneiden. Ohne große Worte zieht er sein Ding durch und seine Leistungen geben ihm Recht. Die Finnen haben es mir sowieso angetan, aber der Iceman toppt nochmal alles. Habe mich riesig gefreut, also ich von seinem Comeback erfahren habe. Dass er auch sofort wieder um den Titel mitfährt - Chapeau!

Ansonsten hege oder hegte ich noch Sympathien für Glock, Alguersuari, Kobayashi, Hülkenberg und Hamilton.

Wollte mich der Frage auch mal stellen.
Als jemand, der sich selbst hauptsächlich als Formel 1 Fan betrachtet, gibt es natürlich keinen Fahrer, für den ich meine Hand ins Feuer legen würde, außer früher für Schumacher, und grundsätzlich habe ich fast jeden Fahrer irgendwo liebgewonnen, sei es der dauerlächelnde Daniel Ricciardo oder der unbekümmert feiernde Lewis Hamilton. Bei letzterem muss ich ebenfalls sagen, dass ich ihn deutlich mehr mag seit er sich offen zeigt wie er wirklich ist.
Wenn ich mir heute jedoch irgendwen herauspicken würde, wären das vermutlich Sebastian Vettel, den ich seit diesem einen schicksalshaften freien Training verfolge, in dem er im BMW Sauber schneller war als Schumacher, reichlich nichtsaussagend, ich weiß, aber Schumachers Karriere war fast vorbei und als 11-Jähriger Schumifan aus Kerpen machte man sich natürlich Gedanken, wen man unterstützen soll wenn "the man himself" nicht mehr da ist, und Max Verstappen, der für mich eine riesige Bereicherung für die Formel 1 darstellt und mir beim Zuschauen immer wieder Spaß bereitet. Da ich viel über die Formel 1 über meinen Vater kennenlernte und dieser Schumachers Karriere von Beginn an verfolgen konnte, stellt Verstappen für mich eine Art "eigener Schumacher" dar, von dessen Anfängen und Erfolgen ich wiederrum später so einiges erzählen kann, so primitiv dieser Gedanke auch klingt.
Zu Vettel möchte ich noch hinzufügen, dass ich ihn auch charakterlich als einer der angenehmsten Konsorten im Feld kenne, humorvoll, sportlich und trotzdem direkt und ehrlich.

Zitat

---

Vettel weiß einfach zu provozieren

---

Damals vor 10 Jahren hat mich und denke ich mal viele andere auch auf seine Handbewegung aufgeregt, das gleiche wie mit Vettels Finger.

https://www.youtube.com/watch?v=keVKinMKTzE

2:20 nur mal als Beispiel.

Aber mittlerweile kann ich ihn wohl mehr leiden, als noch vor 10 Jahren.