Meine Reise begann natürlich am Dortmund Hbf, von dort startete am späten Freitag Abend, bzw. kurz nach Mitternacht mein Skandinavien-Abenteuer. Zunächst nach Kopenhagen, später noch weiter nach Stockholm - ich beziehe mich jetzt aber erstmal nur auf Kopenhagen: In einem direkten Nachtzug ging es nun elf Stunden durch die Nacht richtung dänische Hauptstadt. Die Strecke verlief u.a über Hannover, Hamburg, Flensburg, Padborg, Kolding, Odense und Roskilde. Also quer durch Dänemark mit einer beeindruckenden aber recht kurzen Überfahrt nach Sjaelland, wobei ich die spätere Öresund-Überfahrt allerdings noch faszinierender fand.

Um circa 10:30 Uhr bei wolkenlosem Himmel und frischen Temperaturen in Kopenhagen angekommen, war ich erstmal erstaunt wie klein der Bahnhofsbereich für eine europäische Hauptstadt ist. Nur wenige Geschäfte und recht alt gehalten, aber es ging erstmal direkt in die Stadt (am Bahnhof sollte ich noch lange genug verweilen wie sich später herausstellt): Ich nahm den Bahnhofsausgang richtung Tivoli und steuerte auch direkt auf diesen zu. Machte von außen einen interessanten Eindruck, hatte aber scheinbar geschlossen, jedenfalls waren alle Türen verriegelt. Ich schlenderte weiter und landete am Radhuspladsen - von einem Countdownticker zum anstehenden Eurovision Songcontest empfangen, bewunderte ich die erste Sehenswürdigkeit: Ein sehr imponierendes Rathaus und einem Rathausplatz mit Flair. Ich machte mich bereit auf einen längeren Marsch durch die Stadt und orientierte mich erstmal auf der Stadtkarte und ging diverse Straßen, mit Rucksack bepackt, durch Kopenhagen um erstmal alles per Fuß zu besichtigen. Die Straßen gefielen mir, sehr gepflegt und sauber. Nach einer Weile war ich am Schloss Christiansborg angekommen. Ein paar Fotos von außen und eingesaugten Eindrücken später, ging es dann weiter an einer Kirche vorbei, in dessen Hintergrund die alte Kopenhagener Börse stand. Ich entschied mich aber erstmal richtung Nyhavn zu laufen. Dort angekommen begrüßten mich diverse Restaurants direkt am Wasser mit vielen kleinen und großen Booten. Ich ging weiter bis zum Ende von Nyhavn, mein nächstes Ziel hieß Amalienborg - die Königsresidenz. Unterwegs kam ich an der Oper von Kopenhagen vorbei und gönnte mir dort als erste Mahlzeit einen Hotdog, echtes dänisches Junkfood. Anschließend ging es dann auf den Platz von Amalienborg oder wie dieser Platz auch heißen mag. Sehr beeindruckend dort zu stehen und die Garden zu beobachten - auch wenn ich mir jedesmal die Frage nach dem Sinn nicht erklären kann, welchen Nutzen diese haben sollen, egal ob jetzt in Kopenhagen, London, Madrid, Monaco oder auch später in Stockholm vor den entsprechenden Königs- und Fürstenhäusern, die ich bislang von außen gesehen habe. Spannend fand ich am Platz vorallem, dass die Oper und eine andere Kirche, die sich beide außen von Amalienborg befinden, genauso gebaut worden, dass man inmitten des Platzes einen tollen Blick auf beide Gebäude hat, als ob diese direkt am Platz selbst liegen würden.

Ich machte mich irgendwann weiter auf dem Weg, diesmal richtung kleine Meerjungfrau. Der Weg führte mich quer durch den Churchillparken - dort habe ich einige schöne Schnappschüsse machen dürfen. Auch das angrenzende Gelände am Wasser lud zu Spaziergängen ein. Hier lernte ich zwei Österreicherinnen kennen, die mich nach dem Weg fragten. Wir gingen dann gemeinsam zur kleinen Meerjungfrau und später noch durch den Park. Die Meerjungfrau fand ich jetzt, zugegeben, weniger spektakulär, auch wenn sie DAS Wahrzeichen der Stadt ist. Man erzählte mir aber, dass ich Glück habe und der Kopf der Statue momentan dran sei, den Vandalierer wohl öfters mal absägen würden... Nach einem Trip durch den Park machte ich mich wieder auf den Rückweg zum Bahnhof - vom Bahnhof zur Meerjungfrau ist schon eine gute Strecke zu Fuß mit einem 50-Liter-Rucksack auf dem Rücken. Ich ging den ganzen Weg wieder zurück und saugte sämtliche Sehenswürdigkeiten auf dem Weg nochmal ein, diesmal völlig ohne Fotos oder sonstigem Gedöns - einfach den Moment erlebend.

Eins fiel mir aber auf: Es wurde immer voller und die Straßen zwischen Nyhavn und Christansborg waren plötzlich gesperrt. Der Straßenrand voller Menschen und mit Erschrecken stellte ich fest: Es ist Kopenhagener Marathon! Ausgerechnet heute und nun wurde mir auch bewusst, warum im Vorfeld alle Kopenhagener Hostels ausgebucht waren. Das machte mir wenig Hoffnung auf eine spontane Buchung irgendwo, die ich als Alternative eigentlich anvisiert hatte. Ich zwängte mich an den Straßenrand-Besuchern vorbei und kam den Weg an der alten Kopenhagener Börse vorbei. Ich musste mich neu orientieren und wollte erstmal weg von dem Marathon-Trouble - ich war froh, dass ich die ganzen Hauptstraßen zu den Sehenswürdigkeiten noch schnell vor Marathonstart nehmen konnte - die hatte ich bereits alles hinter mir, zum Glück. Ich entschied mich weiter nach Christianshavn zu laufen - auf irgendeinem Platz machte ich dazwischen eine ausgiebige Mittagspause und verspeiste meine letzten mitgebrachten Sachen aus Deutschland, die eigentlich für die Zugfahrt gedacht waren. Ich ging weiter mit dem Ziel: Christiania, klar. Als ich mich irgendwann innerlich fragte, wann Christiania endlich losgehen würde, stand ich schon mitten drin - in einem eher gammeligen Park am äußeren Rand der Freistadt, vollgeschmiert mit Graffiti. Ein paar Gestalten schauten mich rauchend etwas komisch, aber auch nichtbeachtend an, während ich ich als 1A-Tourist mit Rucksack und Stadtkarte an denen vorbei marschierte. Ich kam dann zum offiziellen Start von Christiania - ein Schild mit dem Hinweis auf den "Green Light District" mit drei entsprechenden Regeln dazu - diese wären "Leben geniessen", "Nicht rennen" und "Keine Fotos". Ich ging dann durch und sah wie Marihuana in große Päckchen verkauft wurden, völlig offen als ob man auf einem Trödelmarkt für solche Sachen wären. Hatte dann irgendwann genug von Kristiania gesehen und machte mich wieder auf den Weg zurück. Die ganzen Kilometer waren langsam in meinen Knochen zu spüren, sodass ich mich entschied ab der Metro-Station in Christianshavn ein Tagesticket für den restlichen Tag zu ziehen. Es war irgendwann später nachmittags mittlerweile. Ich ging etwas einkaufen und erkundete einen dänischen Supermarkt. Ich überlegte, was ich noch tun könnte - im Prinzip hatte ich schon alles gesehen, was ich unbedingt sehen wollte. Da ich noch reichlich Zeit hatte, fuhr ich just for fun zum Kopenhagener Stadion, dem Parken, und besichtigte dies von außen. Ein ganz schöner Umweg von der Metrostation zum Stadion ... entweder von der Architektur oder von mir, da ich jedenfalls einen guten Umweg lief. Vorm leeren Stadion gabs für mich Abendbrot. Auf dem Rückweg ging es noch am Nordhavn vorbei, ein paar Schiffe angucken.

Anschließend fuhr ich zum Hauptbahnhof zurück und machte mich ab dort auf die Suche nach einer Schlafunterkunft. Der Marathon war mittlerweil vorbei. Beim ersten Hostel schaute ich nur mit den Kopf durch die Tür um festzustellen, dass ein Reingehen kein Sinn macht, da das Foyer schon völlig überfüllt war. Ich ging dann zum City-Hostel von Kopenhagen - auch hier leider komplett alles ausgebucht wie man mir sagte. Ich ergaunerte mir aber den Blick auf das Wlan-Passwort und machte erstmal eine kleine Pause vor dem Hostel und surfte in deren Wlan - andere Unterkünfte: Keine Chance. Bleibt nur die Nacht am Bahnhof - hatte ich in Marseille schon einst erlebt - und da ich mir eine asozialere Stadt in Europa kaum vorstellen kann, werde ich es in Kopenhagen wohl erst recht überleben. Nun ging es dann zu Fuß zum Bahnhof zurück... dachte ich, aber irgendwie hatte ich mir verlaufen auf dem Rückweg. Aber ich landete an einem großen Einkaufscenter, Fisketorvet. Die Shoppinggeschäfte hatten dort mittlerweile alle geschlossen, es wurde auch allmählich dunkel draußen, aber ich kaufte mir ein paar Sachen in einem normalen Supermarkt und machte mir es in der Chill-Area des Einkaufscenters bequem und schlief gar auf dem Sofa für 'ne gute Stunde ein. Erstmals spürte ich einen Muskelkater in Oberschenkel und Schulter. Das viele Laufen und Rucksacktragen war ich nicht mehr gewohnt und machte mir abends doch mehr zu schaffen wie ursprünglich erwartet. Hinzu kam noch die letzte Nacht im Nachtzug - dort schlief ich auch nur knapp vier Stunden und die auch nicht wirklich bequem. Aber irgendwie brauchte ich diesen leichten Schmerz vor Anstregenung, dafür bin ich schließlich aufgebrochen nach Skandinavien. Per S-Tog fuhr ich irgendwann vom Einkaufscenter wieder zurück zum Hauptbahnhof und überlegte mir einen Plan für die Nacht ...

... der mir mangels Hostels nicht einfiel. Für ein Hotel war mir das Geld zu schade. Es war mittlerweile dunkel draußen. Körperlich war ich zwar kaputt, aber ich machte mich im dunkeln nochmal auf dem Weg zum Radhuspladsen ehe mir einfiel, dass ich noch gar nicht in der Fußgängerzone war, die sich links vom Radhuspladsen befindet (richtung Tivoli kommend). Dort marschierte ich zweimal hin und her und ging erst noch etwas zur Vesterbro, anschließend zum Bahnhof, meiner Homebase, zurück. Dort setzte ich mich in einen McDonald's und machte notgedrungen die ganze Nacht durch. Glücklicherweise hatte der McDonalds die gesamte Nacht über geöffnet und alle paar Stunden kaufte ich mir ein paar Sachen um als Kunde durchzugehen und dort sitzen zu können, denn in dem Laden gab es erstens gemütliche Sessel, eine Heizung und Musik aus dem Radio - im Kontrast zum Bahnhof mit Holzbänken, kaltem Wind und ständiger Bahndurchsagen. Man mag es mir kaum glauben, aber dort blieb ich ganze sechs Stunden sitzen bis mich der Sicherheitsmann irgendwann freundlich aufforderte zu gehen, da am frühen morgen der erste größere Andrang an Kunden langsam eintraf und irgendwann keine Plätze mehr frei waren. Die Erfahrung war aber spannend, denn ich saß auf einem Platz und beobachtete wie zum Nachbartisch immer andere Leute hinkamen und ihre Burger verspeisten. Mit fast allen kam ich ins Gespräch, irgendwie auch sehr interessant, auch wenn mir zu dem Zeitpunkt ein Bett lieber gewesen wäre. Glücklicherweise hatte ich in der Nacht durch die Zeitumstellung eine Stunde geschenkt bekommen, die ich weniger warten musste. Nach den sechs Stunden im McDonald's musste ich aber doch noch zwei Stunden auf den angesprochenen Holzbänken ausharren.

Aber auch die längste Wartezeit hatte irgendwann ein Ende - gegen 08:30 Uhr am nächsten morgen traf endlich mein schwedischer X2000-Zug ein, der mich nach Stockholm bringen sollte. Ein sehr bequemer Zug zur passenden Zeit. Die Strecke dauert rund fünf Stunden nach Stockholm, aber nach der Öresund-Überfahrt bin ich sofort felsenfest eingeschlafen, sodass mir die Fahrt selber wie eine halbe Stunde vorkam. In Stockholm war ich wieder fit wie ein Turnschuh.

Das war also mein Kopenhagen-Aufenthalt, wobei ich auf dem Rückweg ein paar Tage später auch nochmal fünf Stunden in Kopenhagen gewesen bin zum Umsteigen. Dort habe ich mir noch Christiansborg etwas ausführlicher angesehen von allen Seiten und zum Teil auch von innen. Sehr spannend! Der Rest der Reise spielte sich dann in Stockholm ab.